Lieselotte Reinecke

Motivation - oder das künstlerische Vermächtnis

 

So lange ich mich an meine Oma erinnern kann hat sie gemalt oder gezeichnet und zwar immer: Bei jedem Treffen oder jeder Feier hat sich sich irgendwann zurückgezogen und ihre Malutensilien aus ihrem Rucksack genommen und Szenen zu Papier gebracht. Mal war es die Landschaft oder Umgebung oft waren es aber auch die Menschen mit denen sie zusammen war oder die sich in der Umgebung befanden.


Von der vielen Erfahrung, die sie mit Kindern und der Förderung ihrer Kreativität hat, habe auch ich in meiner Kindheit profitiert und mit ihr viele künstlerische Dinge gebastelt. Aber sie hat auch Dinge für mich gebastelt. Mir besonders in Erinnerung geblieben und vor einigen Jahren wieder in die Hände gefallen ist ein von ihr für mich erstelltes Buch zu meinem 6. Geburtstag: „Eine Geschichte von 12 Mäusen, die einen Mäusezirkus gründeten“. Vielleicht möchten Sie mal reinschauen? PDF

 

Diese Oma gibt es so nicht mehr. Seit einigen Jahren hat sie eine Demenz-Erkrankung und mit deren Fortschreiten hat sie irgendwann aufgehört zu malen. Und vor Kurzen konnte sie  - trotz Pflege -  nicht mehr zu Hause leben und ist in ein Heim umgezogen. Das Schöne ist, daß dies in unmittelbarer Nähe zu vielen Ihrer bisherigen Bildmotive liegt, sie schaut aus dem Fenster direkt auf das alte Wasserwerk, die „umgedrehte Kommode“ die von ihr über Jahrzehnte aus verschiedensten Perspektiven, zu allen Tageszeiten und zu jeder Jahreszeit, immer wieder anders gemalt wurde.


Jetzt haben Lottes Kinder – meine Mutter und ihre Brüder – ihr altes Haus auflösen müssen und dabei viele, viele Bilder in wertschätzende Hände abgegeben. Trotzdem bleibt nach den vielen schaffensreichen Jahrzehnten noch ein Berg an Bildern über. Buchstäblich ein Berg: Gezählt sind sie bisher nicht, aber weit über 10.000 Aquarelle und Skizzen sind es sicher und fast alle mindestens A4 groß, viele deutlich größer. Bis auf ein paar wenige befinden sich alle ungerahmt in Mappen.


Dies ist ein riesiges künstlerisches Vermächtnis! Aber auch eine Last, denn wegschmeißen kann man so etwas nicht. Um es Galerien oder Archiven zu geben, reicht Lottes Bekanntheitsgrad nicht aus. Darum habe ich meiner Mutter und ihren Brüdern vorgeschlagen, daß ich mich um die verbleibenden Bilder kümmere: Ich habe inzwischen auch die wenigen gerahmten Bilder aus den Rahmen genommen und mit den vielen anderen kompakt und trocken eingelagert.


Das Problem ist, daß in der Lagerbox niemand die Bilder sehen kann. Damit sind die Bilder zwar „gerettet“, doch fühlt sich das allein nicht nach einen angemessenen Umgang mit so einem künstlerischen Vermächtnis an. Und so kam es zu der Idee im Internet diese Seite als „digitale Ausstellung“ anzulegen. Hierfür habe ich angefangen Bilder zu scannen und online zu stellen.

 

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